So, nun ist es mehr oder weniger amtlich, ich bin Master of Science in Mechanical Engineering. Am Donnerstag hab ich noch die letzte Unterschrift meines Professors erhalten, danach noch den ganzen Papierkram erledigt und die Arbeit auf den Uniserver geladen. Mein Teil ist damit erledigt, das Graduate Thesis Office muss mir nur noch bestätigen, dass alles komplett ist, was wohl irgendwann in den nächsten Tagen der Fall sein wird.
Gestern haben wir dann gleich anständig gefeiert, und zwar ganz traditionell im Homepark, bei Martin, Laurent und Michael. Heute sieche ich eher etwas dahin, da dieses crappy Ami-Bier immer so einen Brummschädel und schlechten Magen macht. Schön langsam geht's aber wieder bergauf.
Außerdem hab ich in den letzten Tagen mal einige Dinge zusammengeschrieben, die mir nach meiner Rückkehr wohl fehlen werden, und die, denen ich ganz und gar nicht nachtrauere:
Was mir fehlen wird:
- Meine Freunde und Labmates in Atlanta
- Die lauen Nächte
- Die Sonnenuntergänge
- Labmeetings
- Das gute Essen ;-)
- Die Auswahl an Fastfood
- Der Blick aus unserem Wohnzimmerfenster auf Downtown Atlanta
- Das Campus Recreation Center
- Die Hilfsbereitschaft der Leute
- Ausflüge quer durch's Land
- Gepimpte Autos
- Brownies
- Ein Professor, der einen zum Gokartfahren einlädt und einen im Fitnesscenter coacht
- Free Refills
- Dass es im Supermarkt alles fertig und geschnitten gibt
- Homepark-Parties
- Günstige Turnschuhe/Klamotten
- Plastikgeld
- Die perfekte Berichterstattung des Kammerberger Nachrichtendienstes
Was mir nicht fehlen wird:
- Labor-Winter im Juli (18 Grad dank Klimaanlage)
- Unordentliche (indische) Mitbewohner
- 7 Tage die Woche im Labor sitzen
- Restaurants, die einen immer an Kantinen erinnern
- Regentage, an denen man mit dem Rad zur Uni muss
- Die Leute zu Hause nur 13.3 Zoll groß und platt zu sehen
- Unbequeme Stühle und Matratzen
- Horrende Studiengebühren
- Midterm Klausuren und undefinierte Final Projects
- Mitbewohner, die sich weiße Hemden und Schuhbänder ausleihen und dann wochenlang nicht zurückgeben
- Das amerikanische Bier
- Getrennt sein von meinem Zwack
Die Liste ist natürlich noch nicht abgeschlossen, aber mehr fällt mir gerade nicht ein.
Morgen wird die Wohnung geputzt, da mein Mitbewohner umzieht. Das Kofferpacken geht auch schon schön langsam los. Außerdem habe ich noch Einkaufen und World of Coke auf meiner Liste. Montag werde ich nochmal auf dem Campus vorbeischauen, meine Schlüssel abgeben und mich etwas der Wehmut hingeben. Und dann war's das auch schon mit meinem Auslandaufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dienstag geht mein Flug zurück in die Heimat, wo ich dann, falls alles glatt geht, am Mittwoch um 11.10 Uhr in München landen werde. Ich weiß, einigen ist das jetzt zu schnell gegangen, aber ich kann's auch nicht ändern, ab dem 6. August habt's mich wieder auf'm Gnack! Für mich war's ein sehr ereignis- und arbeitsreiches Jahr, das jetzt zum Schluss doch zum erhofften Ergebnis geführt hat. Aber in diesem Fall war sowieso eher der Weg das Ziel. Momentan fühlt sich alles irgendwie komisch an. Es ist für mich nur schwer zu realisieren, dass ich das, was jetzt über ein ganzes Jahr hinweg so etwas wie meine zweite Heimat geworden ist, in wenigen Tagen hinter mir lassen muss. Es fällt mir bis jetzt auch noch schwer, so etwas wie Trauer zu verspüren, da ich mich einfach viel zu sehr auf zu Hause freue. Und so fiebere ich schon dem Zeitpunkt entgegen, wenn es endlich heißt: 'Flight LH445 ready for boarding!'
Das nächste Mal wird dann wahrscheinlich schon das letzte Mal sein, dass ich mich aus den USA melde. Bis dahin noch einmal schöne Grüße aus ATL!